150 Antifas besuchen den Rechts-Anwalt

Die Kampagne „a monday without you“ berichtet von ihrer letzten Aktion am 5. September 2016.

Mit 150 Menschen haben wir heute der Kanzlei von Legida- und NPD-Anwalt Arndt Hohnstädter in der Stephanstraße 8 einen Besuch abgestattet. Unsere Demo begann auf der Eisenbahnstraße. Neben einer Rede über die Tätigkeiten und Netzwerker von Hohnstädter wurde eine Rede zur Kritik der rot-grünen Toleranzinszenierungen gegen Legida, eine Rede zum Verhältnis von Antifaschismus und Kommunismus und eine Rede zur Kritik des rechten Bandenwesens gehalten. Vielen Dank an alle, die an der bisher größten und lautstärksten “monday without you”-Demo teilgenommen haben.

P.S.: Legida hatte heute nur 220 Leute am Start und will im Oktober nicht marschieren. Eine gute Gelegenheit für Antifas aus Leipzig am 3. Oktober nach Dresden zu fahren und die Einheitsfeierlichkeiten zu stören!

Rede: Zur Kritik rechter Banden-Strukturen

An dieser Stelle dokumentieren wir die Rede, die wir am 27.8. bei der Demonstration gegen die rechte “Imperium Fighting Championship” hielten.

Liebe Freund_innen und Genoss_innen,

unter dem Motto „Rechte Netzwerke zerschlagen!“ haben wir uns heute formiert, um gegen die „Imperium Fighting Championship“ vorzugehen. Notwendig ist dies, weil die Organisator_innen um die Kampfsportler Benjamin Brinsa und Christopher Henze rechte Hooligans sind, die zusammen mit ihrem Umfeld für Angriffe und Bedrohungen gegen linke Strukturen verantwortlich sind. Wir haben nicht vergessen, dass über 200 Nazis und Hooligans parallel zum Legida-Aufmarsch am 11. Januar in Connewitz randaliert haben. Darunter auch die Imperium-Kämpfer Henze, Feucht und Kottke und der Dresdner Freefighter Zimmermann, der ebenfalls bei der IFC kämpfen soll.

Wenn wir den Kampf gegen Rechts ernst nehmen, dürfen wir uns nicht auf die Bekämpfung von Parteien wie AfD, NPD, Die Rechte oder III. Weg beschränken. Im Falle der Imperium-Nazis und ihrer Freund_innen haben wir es mit einem handfesten rechten Bandenwesen zu tun. Dazu gehören Kampfsport-Vereine wie das „Imperium Fight Team“, Ultrà-Gruppen wie das offiziell aufgelöste „Scenario Lok“ und viele mehr. Unterstützt wird dieses Bandenwesen von Geschäftsleuten, Rechtsanwälten und anderen umtriebigen Personen und Strukturen. Organisiert haben sie sich unter anderem in einer WhatsApp-Gruppe, in der sie auch Informationen über politische Gegner_innen austauschen. Nicht alle sind offen oder eindeutig rechtsradikal. Aber Nazis und Rassist_innen nutzen Banden-, Geschäfts- und Hooligan-Strukturen, um an gesellschaftlichen Einfluss und Macht auf der Straße zu gelangen. Die Bandenstrukturen um Brinsa und seine Leute sind kein Einzelfall. Nicht umsonst neigen immer mehr Nazis dazu sich in Bruderschaften und Motorradclubs statt in NS-Kameradschaften zu organisieren. Dort hoffen sie ihr autoritäres, sexistisches und rassistisches Lebensmodell ausleben zu können, ohne zu viel Stress von Repressionsorganen und Antifa-Gruppen zu bekommen. Zur Bekämpfung dieser Strukturen benötigen wir nicht nur eine Analyse der Verstrickungen und Netzwerke der völkischen Aktivist_innen. Ebenso sehr müssen wir uns um ein Verständnis des Bandenwesens, insbesondere des rechten, völkischen, als soziales Phänomen bemühen.

Ein Schlüsselmoment zu dessen Verständnis ist die krisenhafte Entwicklung des Kapitalismus in der Spätmoderne. Voraussetzung für die gegenwärtige Attraktivität von nicht-rechten, rechtsoffenen und rechten Banden gleichermaßen ist eine Krise der modernen Institutionen und Lebenswelten. Mitte des vergangenen Jahrhunderts sorgte die fordistische Industrie mit ihrer Masse an Arbeitsplätzen für stabile und straff organisierte patriarchale Lebenswelten. Auf den Arbeitsplatz war Verlass, Alltagsstruktur, Beziehungen und Urlaub waren unmittelbar mit dem Arbeitsplatz verbunden und boten auch eine langfristige Verlässlichkeit. Nach der mikroelektronischen Revolution sieht das vollkommen anders aus. Heute haben wir es mit struktureller Massenarbeitslosigkeit, einem hohen zeitlichen und nervlichen Flexibilitätsdruck und dem ständigen Wechsel von Arbeitsplätzen zu tun. Das Damoklesschwert der Arbeitslosigkeit schwebt über jeder und jedem. Auch der Nationalstaat ist in die Krise geraten. Die Globalisierung der Märkte, steigende Staatsverschuldung und die Entstehung von selbst krisenhaften supranationalen Organisationen wie der EU können hier als Phänomene benannt werden.

Während wir uns nach emanzipatorischen Alternativen zu Arbeit, Nationalstaat und Kapitalismus umsehen, tut dies ein großer Teil der Bevölkerung nicht. Die mittlerweile strukturell unbefriedigte Sehnsucht nach einer strukturierten, patriarchalen Lebenswelt treibt gerade Männer dazu, sich nach dem do-it-yourself-Prinzip in Banden, Hooligan-Gruppen, Ultrà-Gruppen, Bruderschaften oder Motorradclubs zu organisieren. Das geschieht sicherlich auch vor dem Hintergrund des gefühlten Machtverlust des Mannes in dieser Gesellschaft. Dass derartige Strukturen nicht zwangsläufig rechts sein müssen, liegt auf der Hand. Dass sie einen idealen Anknüpfungspunkt für Nazi-Kader liefern, die eine reaktionäre Gegenmacht zum Staat aufbauen wollen, ebenfalls. Wenn wir uns organisieren, vernetzen und Auseinandersetzungen führen, um eine Gesellschaft jenseits von Staat und Kapital zu erkämpfen, ist die Auseinandersetzung mit den reaktionären Schein-Alternativen zu freiem Markt und Staat unerlässlich. Banden mit Machtanspruch wie wir sie in den Dunstkreisen des „Imperium Fight Team“ vorfinden – aber auch nicht-rechte Bandenstrukturen wie zum Beispiel diverse Motorradgangs – sind ebenso Teil des Problems wie Bullen, Ordnungsamt und andere autoritäre Strukturen des Staates. Deshalb lasst uns gemeinsam eine emanzipatorische Selbstorganisation jenseits von Arbeitsmarkt und Staat forcieren!

Rechte Netzwerke zerschlagen!

Für den Kommunismus!

Transparent: "Erinnert ihr euch noch an Rostock-Lichtenhagen? "Besorgten Bürgern", Nazis und anderen Rassist*innen entgegen treten. the future is unwritten. um's Ganze"

Von Leipzig nach Heidenau

Gestern ging es zusammen mit etwa 250 weiteren Antifaschist*innen nach Heidenau, in den sächsischen Ort, in dem im gesamten letzten Jahr einer der heftigsten rassistischen Riots in Deutschland getobt hatte. Die Demonstration sollten den Finger in die Wunde derjenigen legen, die sich damals dem Treiben der Nazis in Tateinheit mit unzähligen sogenannten “besorgten BürgerInnen” wohlwollend oder ignorant gegenüber verhalten haben und dies mit Sicherheit in weiten Teilen heutzutage immer noch tun. Wie erklärt man sonst die Meinung eines CDU-Bürgermeisters (Jürgen Opitz), der auf eine Demonstration gegen das Vergessen rechter Gewalt mit folgenden Worten reagiert: >>Demos sind aus meiner Sicht völlig überflüssig. Diese Demos nützen niemandem.<< sowie >>Die Bevölkerung muss nicht aufgerüttelt werden. Ich sehe nicht, dass uns das demokratisch weiterbringt.<< (zitiert im nd-Artikel) Als indirekte Antwort auf die Meinung ihres Bürgermeisters gab es am Rande der Demonstration leider immer wieder obligatorische Provokationen durch Neonazis, das Zeigen von Hitlergrüßen sowie Pöbeleien diverser besorgter BürgerInnen. Nichtsdestotrotz schaffte es die Demonstration überregionale Beachtung zu finden.

Mit dieser Demonstration wollten die organisierenden Gruppen das Schweigen in der sächsischen Provinz brechen und die Ausschreitungen gegen Geflüchtete nicht einfach in Vergessenheit geraten lassen. Neben diversen Redebeiträgen lokaler und anderer sächsischer Gruppen und Initiativen haben auch wir eine Rede gehalten, in der es grob gesagt um den aktuellen Stand völkischer und nazistischer Strukturen in Sachsen sowie probate antifaschistische Organisierungs- und Interventionsperspektiven dagegen ging. Eine Veröffentlichtung wird im Rahmen der Aktivitäten gegen die deutschen Einheitsfeierlichkeiten in Dresden im Oktober stattfinden.

Unser Dank gilt allen Menschen, die gestern mit uns in Heidenau auf der Straße waren und die im alltäglichen Kampf gegen rechts, egal ob in Heidenau, Pirna, Dresden, Plauen oder sonstwo, den Kopf nicht in den Sand stecken!

Weiterhin widmet sich die Kampagne ‪#‎irgendwoindeutschland‬ der Thematisierung des rassistischen Normalzustands in Deutschland:
https://irgendwoindeutschland.org/

Hier einige Pressequellen:
1. neues deutschland: Gegen den Rassismus der “besorgten Bürger” und der Mitte

2. Sechel-Blog: Sonntags in Heidenau

3. MDR Sachsen: Bürgermeister: Seid ihr besorgt oder seid ihr Rassisten?

4. tagesschau: Fremdenfeindliche Krawalle: Gedenken im sächsischen Heidenau

Zuganreise zur Heidenau-Demonstration

Fast ein Jahr ist nun seit den menschenverachtenden Ausschreitungen in Heidenau vergangen. Deshalb wird es am 21.08.2016 eine Demonstration von verschieden Gruppen aus der Region in Heidenau selbst unter dem Motto „Wir vergessen nicht! Das Schweigen der sächsischen Provinz brechen!“ geben.

Aus Leipzig wird es eine gemeinsame Zuganreise geben. Treffpunkt ist 10:40 am Infopoint am Hauptbahnhof.

Von Dresden wird sich um 12.45 am Bhf Neustadt getroffen und geht mit dem Zug um 13.20 ab Bhf Neustadt und für alle die dazusteigen am Hbf DD um 13.29 nach Heidenau.

 

Rechte Netzwerke zerschlagen! Gegen die »Imperium Fighting Championship« in Leipzig!

Das antifaschistische Bündnis “Rechte Netzwerke zerschlagen!” hat eine Kampagne gegen die von Nazis organisierte “Imperium Fighting Championship” im Leipziger Kohlrabizirkus gestartet. Höhepunkt der Kampagne soll eine Demonstration am Tag des Events am 27. August sein.

Am 27. August 2016 soll in Leipzig zum fünften Mal die “Imperium Fighting Championship” stattfinden. Veranstaltungsort ist erstmals der Kohlrabizirkus im Leipziger Süden. Der Veranstalter, das “Imperium Fight Team”, ist eine von bekannten Neonazis durchsetzte Vereinigung. Der bekannteste von ihnen ist sicherlich der Trainer des Teams, Benjamin Brinsa. Brinsa war ein Führungsmitglied der angeblich aufgelösten rechtsradikalen Ultra-Gruppe “Scenario Lok” des 1. FC Lokomotive Leipzig.

Das “Imperium Fight Team” ist in keinster Weise ein “unpolitischer” Sportverein, dessen Mitglieder zufällig den NS-Aktivismus zum Hobby haben. Ganz im Gegenteil: Dahinter steht ein ganzes Neonazi-Netzwerk, welches Kampfsport einerseits erfolgreich vermarktet, andererseits aber diesen auch gezielt außerhalb sportlicher Wettkämpfe anwendet. Dies stellt eine permanente Bedrohung für People of Color, LGBTIQ*, Linke und viele andere Menschen in Sachsen und darüber hinaus dar. Dabei haben wir insbesondere den Angriff auf den eher links geprägten Stadtteil Connewitz am 11. Januar dieses Jahres noch nicht vergessen.

Wir werden es nicht hinnehmen, dass Neonazis ein Großevent nur wenige hundert Meter vom Ort der Angriffe im Januar entfernt durchführen. Mit einer entschlossenen Demonstration zum Kohlrabizirkus und einer politischen Kampagne im Vorfeld wollen wir rechte Netzwerke aufdecken und ins Fadenkreuz der Kritik nehmen. Ihre Zerschlagung ist unser politisches Ziel! Continue reading

80 Menschen gegen rechten Lifestyle

Die Kampagne “a monday without you” berichtet von ihrer letzten Aktion am 1. August 2016.

80 Menschen folgten unserem Aufruf und demonstrierten mit uns gegen den Yakuza-Laden am Brühl 4. Die Bekleidungsmarke ist Teil rechten Lifestyles und das dahinter stehende Unternehmen basiert auf rechten Netzwerken. Diese sollen in Leipzig auch in Zukunft nicht unangetastet bleiben. Deshalb informierten wir nicht nur über den Hintergrund der Marke Yakuza, sondern wiesen auch auf die beginnende Kampagne gegen die Imperium Fighting Championship am 27. August im Kohlrabizirkus hin.

Transparent: Nationalismus raus aus den Köpfen - Grenzenlose Solidarität statt Volksgemeinschaft

Unsere Kritik an der antifaschistischen Inszenierung der Parteien der Abschottung, die wir bereits beim “monday without you” im Juli formuliert hatten, wiederholten wir an diesem 1. August erneut. “A monday without you” wird weitergehen. Am 5. September um 18 Uhr soll es wieder eine Demonstration geben. Startpunkt und Themen können in den nächsten Wochen dieser Seite und den anderen vertrauten Kanälen entnommen werden.

Transparent: Monday without you - Rechte Strukturen aufdecken

Kapitulation? Nein danke! Ein radikal linker Aufruf zum nächsten Legida-Montag

Die antifaschistische Kampagne “a monday without you” ruft für den 1. August zu einer Kundgebung gegen den Yakuza-Laden in der Leipziger Innenstadt auf. In ihrem Aufruf übt sie Kritik an der mangelnden Beteiligung der radikalen Linken an antifaschistischen Protesten und an dem Parteienbündnis Leipzig nimmt Platz.

Schaut man sich die Realität der Anti-Nazi-Proteste in Leipzig an, findet man für all die Großspurigkeit, die sich in Teilen der hiesigen radikalen Linken vorfinden lässt, nicht so wirklich eine Rechtfertigung. Wir denken beispielsweise an die Selbsttitulierung als “Randalemeister 2015”. Mal ganz abgesehen davon, dass sich die Radikalität einer Bewegung an der schärfe ihrer Kritik und nicht an der Zahl der von ihr angezündeten Mülltonnen bemisst: gäbe es eine linksautonome Liga, Leipzig wäre längst auf einem Abstiegsplatz gelandet!
Einer der vielen Gedanken hinter der Kampagne „a monday without you“ war und ist, dass wir eine linksradikale, gesellschaftskritische Alternative zu den Protesten von “Leipzig nimmt Platz” bieten wollten. Diese sind nicht erst seit dem Auftritt des grünen Bundestagsfraktionsvorsitzenden Anton Hofreiter als rot-grüne Vorfeldorganisation zu betrachten. Umso frustrierender war es für uns festzustellen, dass in der vermeintlichen „Hochburg“ unserer Bewegung, im Rahmen dieser Kampagne, nie mehr als 100 Leute gegen Legida, Nazistrukturen und Rassismus auf die Straße zu bekommen waren. Wir haben versucht zu analysieren, was die Gründe sein könnten und sind dabei auf keine hinreichende und allumfassende Erklärung gestoßen. Klar ist für uns nur eins: Ob in Form der Kampagne „a monday without you“ oder anders: es gilt in jedem Fall weiterzumachen. Die Innenstadt ist an Legida-Montagen eine No-Go-Area für People of Color, Menschen aus alternativen Subkulturen und viele andere. Und auch auf der Ebene der institutionellen Politik macht sich der Einfluss von Legida und co bemerkbar. Die jüngsten Asylgesetzverschärfungen können von diesen Bewegungen durchaus als mittelbarer eigener Erfolg angesehen werden. Und deshalb wir werden den Protest gegen Legida auch nicht den neoliberalen Abschiebeparteien überlassen. Und wir glauben daran, dass dieses Ziel auch deutlich mehr als die 100 Leute, die bei unserer letzten Demo waren, mit uns teilen. Nur ganz am Rande: die Palette an Aktionsmöglichkeiten gegen Legida ist breit und wird von unserer Bewegung nicht im Ansatz ausgeschöpft.

Also auf ein Neues: am 1. August in die Innenstadt!

Genug der Kritik an der eigenen Bewegung. Wir laden alle Menschen ein, die sowohl dem Rassismus von Legida als auch dem staatlichen Rassismus kritisch gegenüber stehen, am Montag dem 1. August mit uns in der Leipziger Innenstadt gegen den Laden der rechtsradikalen Bekleidungsmarke Yakuza am Brühl zu demonstrieren. Dieser befindet sich in der Nähe zum Legida-Auftaktort am Richard-Wagner-Platz. Mit dem Yakuza-Laden wollen wir einen weiteren Ort rechter Strukturen in Leipzig kritisch ins Auge fassen und gleichzeitig dort präsent sein, wo die Rassist*innen von Legida ihre ekelhafte Hetze verbreiten. Wir wollen ihnen die Stadt nicht überlassen. Und genauso wenig werden wir die Stadt den Hofreiters und Özdemirs überlassen, die die Pläne für eine schwarz-grüne Koalition der Abschottung auf Bundesebene, längst in der Tasche haben.

Kundgebung | 1. August | 18 Uhr | Brühl 4, Leipzig

Schöner leben ohne Naziläden! Für einen monday without you!

Hemmnisse und Hindernisse der „Care Revolution“

Erfahrungen illegalisierter Hausarbeiterinnen in Berlin – Bericht über einen Austausch zwischen Respect Berlin, the future is unwritten und dem geladenen Publikum

Am 27. Mai 2016 haben wir als Gruppe the future is unwritten in Kooperation mit dem Lesekreis „Geschlecht und Arbeit“ der translib diverse Aktivistinnen der Berliner Gruppe Respect1 nach Leipzig eingeladen, um uns mit den anwesenden migrantischen Hausarbeiterinnen über Erfahrungen in ihren alltäglichen Auseinandersetzungen auszutauschen. Darüber hinaus sind viele weitere Frauen ohne legalen Aufenthaltsstatus im Bereich der Gastronomie beschäftigt. Die Veranstaltung konfrontierte uns als auch die anwesenden Teilnehmer*innen der Diskussion mit den prekären und mühsamen Lebens- sowie Arbeitsrealitäten der illegalisierten Arbeiterinnen, die zumeist mit der Aussichtslosigkeit hinsichtlich herkömmlicher Mittel von Arbeitskämpfen, wie etwa Streiks, um sowohl ökonomischen als auch politischen Forderungen Nachdruck zu verleihen. Gerade aus diesen Gründen wollen wir einige Eckpunkte des abendlichen Gesprächs dokumentieren, damit ein Nachdenken über die Möglichkeiten von Widerstand gerade in solch prekären Verhältnissen angestoßen wird.

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Rede: Schulter an Schulter gegen Rassismus und Homophobie!

Die folgende Rede hielten wir im emanzipatorischen Block auf der Demonstration des Christopher Street Day in Leipzig am 16. Juli 2016.

„No blacks – No asians“ – lässt sich immer wieder auf, insbesondere schwulen, Dating Plattformen lesen. Der Rassismus, der sich hier als sexuelle Vorliebe präsentiert, ist leider kein Einzelfall. Doch noch heute herrscht in Teilen der Gay Community die Einstellung vor, dass wir als Betroffene von Diskriminierung quasi immun gegen eigene diskriminierende Verhaltensweisen seien. Das Gegenteil ist der Fall: Gerade bei unterdrückten Gruppen bietet Diskriminierung die unbewusste Möglichkeit eine Machtposition einzunehmen, die an anderer Stelle verwehrt wird: Nach dem Motto: „Ich bin zwar Gay – aber immerhin nicht schwarz“ – statt solidarisch für Gleichberechtigung und Emanzipation zu kämpfen wird so nach unten getreten. Eine bestimmte sexuelle Orientierung bietet keinen Rückschluss auf eine fortschrittliche politische Überzeugung. Das ist kein Geheimnis.

Die Beispiele der homosexuellen Nazis aus Vergangenheit und Gegenwart sind hinreichend bekannt. Doch wer ein Ende der Ausgrenzung von LGBTTIQ* will – und dafür liebe Freund*innen stehen wir heute hier – darf nicht mit Ausgrenzung anderer antworten!

Mit Sorge betrachten wir daher wie in Teilen der Community der Hass auf Muslime geschürt wird und Forderungen nach einer repressiveren Flüchtlingspolitik Gehör finden. Wir verstehen und teilen die Angst vor homophoben Islamistinnen, aber wir sprechen dann von Rassismus wenn in der Fixierung auf „den Islam“ geglaubt wird, man hätte von fundamentalistischen Christinnen oder Jüdinnen besseres zu erwarten. Die von amerikanischen Evangelikalen finanzierte Kampagne, die zur Einführung lebenslanger Haftstrafen auf homosexuelle Handlungen in Uganda führte, oder der Angriff auf die Gay Pride in Jerusalem lehren uns, dass sich unserer Kampf gegen jeden religiösen Fundamentalismus richten muss.

Und es sind nicht Muslime, die in Deutschland die Abschaffung heterosexueller Eheprivilegien verhindern. Es ist die CDU, die dennoch immer wieder gern mit eigenen Ständen bei CSDs vertreten ist. Und diejenigen, die am intensivsten antimuslimische Hetze in Deutschland vorantreiben, sind auch bei der Diskriminierung von LGBTTIQ* ganz vorne mit dabei. Es sind die AfD, Pegida und konservative Organisationen um die „Demos für Alle“, die die Verschwörungstheorie verbreiten, eine vermeintliche „Homo-Lobby“ wolle mittels Bildungsplänen eine„Frühsexualisierung“ und „Verschwulung“ der Kinder und Jugendlichen vorantreiben.

Homophobie ist kein „Kulturphänomen“ sondern eine reaktionäre Ideologie der Moderne. Die Gefahr für LGBTTIQ* geht nicht von „den Muslimen“, sondern von allen Reaktionären, Konservativen und Fundamentalist*innen dieser Welt aus. Rassismus ist nicht die Antwort sondern unterstützt sogar noch eben jenen reaktionären Kräften. Lasst uns deswegen gemeinsam gegen Homophobie, Rassismus und jede Form von Ausgrenzung kämpfen! Für eine befreite Gesellschaft!

Und um heute nochmal den großartigen Ronald M Schernikau zu Wort kommen zu lassen:

Fickt weiter!