Unsere Pressemitteilung zur heutigen Störaktion bei der Eröffnung der Leipziger Buchmesse im Gewandhaus.
Aktivist_innen haben heute für einige Minuten den Eingang zur feierlichen Eröffnung der Leipziger Buchmesse im Gewandhaus blockiert. Anlass war der Protest gegen die Entscheidung der Buchmesse, offen sexistischen, antisemitischen und rassistischen Verlagen ein Forum zu bieten. Bei der kurzen Blockade wurde ein Transparent mit der Aufschrift “Staat. Nation. Buchmesse. Scheiße. Gegen die Normalisierung des Rechtsrucks!” gezeigt. Nach einigen Minuten wurden die Aktion durch schubsende Polizist_innen beendet.
Die Leipziger Buchmesse hat sich dazu entschieden auch im Jahr 2018 rechten Verlagen und Publizist_innen ein Forum zu bieten. So werden unter anderem rassistische, sexistische und neonazistische Verlage und Publikationen wie Antaios, Terra Nostra Europa (NPD) und Compact mit Ständen vertreten sein. Hanna Fuchs von der antinationalen Gruppe »the future is unwritten« kommentierte die heutige Protestaktion wie folgt: “Wir begrüßen es ausdrücklich, dass die Buchmesse nun mit negativen Bildern konfrontiert ist. Wer die Fans eines weißen, patriarchalen Europas als Diskurspartner_innen akzeptiert, darf nicht noch dafür belohnt werden.”
Im Vorfeld der Buchmesse hatte sich eine breite mediale Debatte um das Thema Meinungsfreiheit entsponnen. Bis hin zum sächsischen Ministerpräsidenten Kretschmer hatten liberale und konservative Akteur_innen kritisiert, dass rechte und rassistische Positionen aus dem gesellschaftlichen Diskurs ausgegrenzt werden würden. Diese Ausgrenzung spiele den Rechten letztlich in die Hände. »the future is unwritten« nimmt in einem aktuellen Textbeitrag auch zu dieser Debatte Stellung: “Ein verheerenderer Effekt der Anerkennung der Rechten als demokratische Diskursteilnehmer_innen ist der Rechtsruck in allen anderen politischen Strömungen. Von Entzauberung keine Spur. Im Gegenteil: die Rechten sehen, dass sich ihre Forderung in konkreter Politik niederschlagen und fühlen sich motiviert, ihren politischen Weg fortzusetzen.”
Die Einladung rassistischer und sexistischer Akteur_innen hatte im vergangenen Jahr bereits zu massiven Tumulten auf der Frankfurter Buchmesse geführt. Antirassistische Aktivist_innen hatten in großer Zahl versucht u.a. den Auftritt des AfD-Politikers Björn Höcke zu verhindern. Die Leipziger Buchmesse setzt in diesem Jahr auf ein verstärktes Sicherheitskonzept und will gleichzeitig ein Forum für eine gesellschaftliche Debatte liefern. In ihrem Debattenbeitrag kritisieren »the future is unwritten« diese Vorgehensweise scharf: “Wer den Diskurs mit Rechten und Nazis als Lösung des Problems propagiert, hat den Ernst der Lage nicht erkannt. Indem die Buchmesse Antaios, Compact, Deutscher Stimme und co. eine Bühne bietet, wird sie zum Teil des Problems. Wir hingegen werden unseren Teil dazu beitragen, dass der Rechtsruck nicht zur Normalität wird.”
Zur weiteren Entwicklung rund um die Leipziger Buchmesse werden wir in den kommenden Tagen weiterhin Stellung beziehen. Aktuelle Informationen können Sie auch unserem Twitter-Account @abasletravail entnehmen. »the future is unwritten« ist eine antiautoritäre, kommunistische Gruppe, die seit 2011 in Leipzig aktiv ist. Schwerpunkte unserer politischen Arbeit sind derzeit Antifaschismus, Feminismus und Staatskritik. Unseren jüngsten Debattenbeitrag zur aktuellen Buchmesse finden Sie unter /index.php/gegen-die-normalisierung-des-rechtsrucks-durch-die-leipziger-buchmesse/. Unser erster Beitrag zur Frage der Meinungsfreiheit für Rechte anlässlich der Buchmesse ist unter https://nationalismusistkeinealternative.net/staat-nation-buchmesse-scheisse/ zu finden. Generelle Informationen und Neuigkeiten zu unserer Gruppe sind unter www.unwritten-future.org nachzulesen. Für Rückfragen stehen wir gerne unter der E-Mail-Addresse the_future_is_unwritten@riseup.net zur Verfügung.