Im Rahmen der Kampagne gegen die bundesweite Innenministerkonferenz im Dezember in Leipzig laden wir für den 27. November um 20 Uhr ins Pöge-Haus zu einer Veranstaltung über die materialistische Staatstheorie Johannes Agnolis ein, deren Erkenntnisse sich auch im Aufruf der Kampagne niedergeschlagen haben. Referieren wird Jan Schlemermeyer.
Im Gegensatz zu den breit rezipierten, hegemonietheoretischen Überlegungen im Anschluss an Nicos Poulantzas scheint Johannes Agnolis Ansatz einer »Kritik der Politik« ungeeignet für eine Analyse der aktuellen Transformationsprozesse demokratischer Staatlichkeit und ihrer Krisen zu sein. Ein Grund dafür liegt vermutlich darin, dass er lediglich mit der Staatsableitungsdebatte der 1970er Jahre und deren Strukturfunktionalismus in Verbindung gebracht wird. Gleichwohl lassen sich seine Überlegungen für eine materialistische Staatstheorie nutzbar machen, die über einen eindimensionalen politischen Fokus hinausgeht und die ökonomische Bedingtheit staatlicher Aktivitäten ernst nimmt. Eine solche Theorie weist den Gegensatz von anonymem Strukturalismus und akteurszentrierter Handlungstheorie zurück. Stattdessen versucht sie eine materialistische Reformulierung grundlegender Mechanismen der kapitalistischen Gesellschaft und ihrer politischen Regulierungsformen.
Die kapitalistische Gesellschaft ist demnach entlang des immer zugleich politischen und ökonomischen Gesamtprozesses ihrer Reproduktion zu analysieren. Im Vortrag soll in diesem Sinne auf der Grundlage wertkritischer Überlegungen ein Konzept der Transformation demokratischer Staatlichkeit skizziert werden.
Jan Schlemermeyer ist Politikwissenschaftler, lebt in Berlin und Frankfurt und ist in verschiedenen sozialen Bewegungen aktiv. Er ist Mitautor eines Bandes zu Geschichte und Organisierung der Antifa (theorie.org) und veröffentlicht u.a. in PROKLA, Jungle World, Prager Frühling, Neues Deutschland und Luxemburg.
Datum: 27.11.2017
Beginn: 20:00
Ort: Pöge-Haus, Hedwigstraße 20, Leipzig