{"id":2708,"date":"2018-03-03T23:05:51","date_gmt":"2018-03-03T22:05:51","guid":{"rendered":"http:\/\/www.unwritten-future.org\/?p=2708"},"modified":"2018-03-03T23:05:51","modified_gmt":"2018-03-03T22:05:51","slug":"halte-stand-freies-afrin","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/www.unwritten-future.org\/index.php\/halte-stand-freies-afrin\/","title":{"rendered":"Halte stand freies Afrin!"},"content":{"rendered":"

Das kommunistische …um’s Ganze! \u2013 B\u00fcndnis, dessen Teil wir sind, hat eine Solidarit\u00e4tserkl\u00e4rung mit dem Widerstand der demokratischen Selbstverwaltung in Afrin gegen den Angriff des t\u00fcrkischen Milit\u00e4rs ver\u00f6ffentlicht.<\/em><\/p>\n

Die aktuelle Situation in den kurdischen Gebieten in Syrien und der T\u00fcrkei spitzen sich immer weiter zu. Das t\u00fcrkische Milit\u00e4r greift gerade, mit Hilfe ihrer islamistischen S\u00f6ldner unter der Fahne der FSA (Freie Syrische Armee, mittlerweile auch \u201eSyrisches Nationales Heer\u201c genannt) den Kanton Afrin in Rojava an. De facto sind es in der T\u00fcrkei ausgebildete Kampfverb\u00e4nde mit der Unterst\u00fctzung ehemaliger K\u00e4mpfer von Dschabhat an-Nusra, Ahrar Al \u015eam und Daesh . Die FSA existiert seit 2016 eigentlich nur noch als Label das von verschiedensten Milizen und Banden benutzt wird. Was wir von den Verb\u00fcndeten des t\u00fcrkischen Milit\u00e4rs zu erwarten haben, zeigt die grausame und frauenfeindliche Leichensch\u00e4ndung an der gefallenen YPJ-K\u00e4mpferin Barin Kobani. In der T\u00fcrkei wird der Repressionsapparat bis an das \u00c4u\u00dferste ausgeweitet. Jede oppositionelle \u00c4u\u00dferung gegen eine t\u00fcrkisch-nationalistische Einheit, wird versucht im Keim zu ersticken. Mit allen Mitteln wird gegen jegliche Form von Kritik im Inneren vorgegangen. Jeden Tag werden Journalist*innen, Wissenschaftler*innen, Oppositionelle oder schlicht alle die sich gegen den Krieg in Afrin positionieren, diffamiert und verhaftet. Eine \u201efreie\u201c mediale Berichterstattung ist in der T\u00fcrkei schon lange nicht mehr m\u00f6glich. So wurden die meisten nicht Erdogan nahen Medien verboten oder werden extrem zensiert. Nach dem Putschversuch im Juli 2016 wurden weit \u00fcber 100 Journalist*innen verhaftet, rund 150 Medien geschlossen und mehr als 700 Presseausweise annulliert. Kritische Journalist*innen stehen unter Generalverdacht. W\u00e4hrend Deniz Y\u00fccel vor kurzem aus der Haft entlassen wurde, wurden Ahmet Altan, Mehmet Altan und Nazl\u0131 Il\u0131cak und drei weitere Personen zu lebenslanger Haft unter erschwerten Bedingungen verurteilt. Ihnen wird eine Beteiligung am Putschversuch 2016 und Kontakte zu G\u00fclen-Bewegung vorgeworfen. Auch die Verhaftungen von politischen Oppositionellen h\u00f6ren nicht auf. Vor kurzem wurden Amine G\u00fcnd\u00fcz (DBP, Demokratische Partei der Regionen ) und Ayd\u0131n \u00dcst\u00fcn (HDP, Partei der V\u00f6lker) und viele weitere Personen aus regimekritischen Kreisen festgenommen, tausende weitere sind immer noch inhaftiert.<\/p>\n

Deutschland zeigt sich als williger Erf\u00fcllungsgehilfe t\u00fcrkische Politik. Hierzulande sehen sich kurdische Aktivist*innen einer erneuten und immer h\u00e4rteren Repressionswelle ausgesetzt. Etliche politisch aktive Kurd*innen sitzen in deutschen Kn\u00e4sten. Demonstrationen, wie j\u00fcngst die K\u00f6lner Demo gegen den Angriffskrieg auf Afrin, werden angegriffen oder aufgel\u00f6st, weil Symbole der Kurdischen Bewegung gezeigt werden. So wurden mittels einer Verf\u00fcgung ein faktisches Verbot der Symbole der YPJ, YPG und PYD (Partei der Demokratischen Union) eingef\u00fchrt. Auch die Symbole des Studierendenverbandes YXK werden in der Praxis immer wieder kriminalisiert \u2013 insgesamt umfasst das Verbot \u00fcber 30 Symbole. In den letzten Monaten kam es deswegen immer wieder zu Hausdurchsuchungen \u2013 beispielsweise in M\u00fcnchen oder Hamburg. Das Verbot der Kurdischen Arbeiterpartei PKK, das 1994 in Deutschland in Kraft getreten ist, hat eine durchgehende Kriminalisierung der kurdischen Aktivist*innen in Deutschland zur Folge. Die Kriminalisierung Kurdischer Strukturen in Deutschland ist auch ein Angriff auf alle fortschrittlichen Kr\u00e4fte der deutschen Linken. Weiterhin werden R\u00fcstungsg\u00fcter an die T\u00fcrkei geliefert. Wo Profitraten winken, interessieren Menschenleben nicht. Der Aufbruch in Rojava \/ der Demokratischen F\u00f6deration Nordsyrien soll zwischen dreckigen Fl\u00fcchtlingsdeals und den Interessen des deutschen und t\u00fcrkischen Kapitals zerrieben werden.<\/p>\n

Zur gleichen Zeit versuchen die YPJ (Frauenverteidigungseinheiten) und YPG (Volksverteidigungseinheiten) bzw. die QSD (Syrischen Demokratischen Kr\u00e4fte) den Kanton Afrin vor der Invasion des t\u00fcrkischen Milit\u00e4rs und Islamist*innen zu sch\u00fctzen. Die T\u00fcrkei bombardiert im Zuge dessen die Zivilbev\u00f6lkerung von Afrin und macht keinen Unterschied zwischen aktiven K\u00e4mpfer*innen und ziviler Bev\u00f6lkerung. So sind bereits jetzt hunderte Tote und Verletzte unter der Zivilbev\u00f6lkerung zu beklagen. Es werden gezielt Ortschaften zerst\u00f6rt und die Trinkwasserversorgung angegriffen. Rund 300.000 Menschen sind dadurch ohne ausreichende Trinkwasserversorgung. Die T\u00fcrkei f\u00fchrt, anders als ihre Propaganda behauptet, auch einen gezielten Krieg gegen die Zivilbev\u00f6lkerung, denn sie wei\u00df, dass sich der Widerstand in Afrin auf eine breite Basis st\u00fctzt. Und trotzdem konnten das t\u00fcrkische Milit\u00e4r keine nennenswerten Gebietsgewinne erzielen. Seit Beginn der \u201eOperation Olivenzweig\u201c ist das t\u00fcrkische Milit\u00e4r, laut Berichten der QSD an f\u00fcnf Fronten nur f\u00fcnf Kilometer vorangekommen. In 37 D\u00f6rfern gibt es derzeit heftige Gefechte. Ein schneller Erfolg, so wie ihn Erdogan verk\u00fcndete, ist nicht in Sicht. Es scheint als w\u00fcrde die Angriffe auf Afrin nur stattfinden, um vor den n\u00e4chsten Wahlen in der T\u00fcrkei ein Bild einer t\u00fcrkisch-nationalistischen Einheit und St\u00e4rke zu produzieren. Vor allem die deutschen Kampfpanzer \u201eLeopard 2\u201c, die in der kriegerischen Auseinandersetzung zum Einsatz kommen, sind in den deutschen Medien in den Mittelpunkt ger\u00fcckt.<\/p>\n

Wir erinnern uns: Im Jahr 2014 stand Daesh vor den Toren der nordsyrischen Stadt Koban\u00ea (arab. Ain al-Arab). Die Kr\u00e4fte der YPJ und YPG waren die ersten, die den Banden von Daesh eine milit\u00e4rische Niederlage zuf\u00fcgen konnten und die Stadt retteten. Sie waren es auch, die, zusammen mit der PKK-Guerilla HPG (Volksverteidigungskr\u00e4fte), im Shingal-Gebirge einen Fluchtkorridor f\u00fcr tausende Jesid*innen erk\u00e4mpften. Dadurch wurden sie vor drohender Versklavung, Vergewaltigung und Ermordung durch Daesh oder den Tod durch Verdursten und Verhungern gerettet. Nicht Barzanis Peshmerga waren hier die Held*innen. Sie bekamen lediglich zum Dank f\u00fcr ihr Nichtstun Waffen von der deutschen Regierung. Zu dieser Zeit wurden die YPJ\/YPG von der ganzen Welt als Befreier*innen vom Joch des Daesh gefeiert. Nur nebenbei bemerkt: Viele, sogar bis weit in b\u00fcrgerliche Kreise hinein, dachten auch laut \u00fcber die Aufhebung des PKK Verbots nach. Heute, nicht einmal vier Jahre sp\u00e4ter, wurde Daesh durch die K\u00e4mpfer*innen der YPJ und YPG milit\u00e4risch fast vollst\u00e4ndig aus dem Norden Syriens vertrieben. Doch nicht nur der milit\u00e4rische Kampf gegen Daesh macht den Blick nach Rojava \/ Nord-Syrien aus kommunistischer Perspektive unabdingbar. Mit dem zivilen Aufbauprozess wurde und wird versucht ein anderes, auf R\u00e4ten basierendenes Gesellschaftmodell, zu etablieren, dass aus den Fehlern des real-existierenden Sozialismus gelernt haben will. Auf Grundlage sozial-\u00f6kologischer, selbstorganisierter, feministischer und radikal-demokratischer Prinzipien wird das Zusammenleben in Syrien neu und jenseits religi\u00f6ser oder ethnischer Konflikte gedacht und in eine, wenn oft auch widerspr\u00fcchliche, Praxis \u00fcberf\u00fchrt. Zur gleichen Zeit greift nun das NATO Mitgliedsland T\u00fcrkei, genau diese fortschrittlichen Kr\u00e4fte in Afrin an und droht sogar dem NATO-Partner USA offen mit einer \u201eosmanischen Ohrfeige\u201c, also einer milit\u00e4rischen Konfrontation. Dies alles stellt die gr\u00f6\u00dfte Bedrohung der Revolution in Nordsyrien, seit der Belagerung von Koban\u00ea, dar. W\u00e4hrend 2014 alle auf den Norden Syriens geschaut haben, besteht heute kein Interesse sich mit dem AKP-Regime anzulegen und diesen Angriff zu thematisieren.<\/p>\n

Von Kurd*innen lernen hei\u00dft Siegen lernen. Als kommunistisches \u201e\u2026ums Ganze!\u201c B\u00fcndnis beziehen wir uns kritisch, und solidarisch auf die Revolution in Rojava \/ Nord-Syrien. In Zeiten eines gesellschaftlichen Rechtsrucks scheint es notwendiger denn je, Alternativen zu dem herrschenden System zu finden, die ein Leben jenseits von Kapital und Patriarchat und ein gutes Leben f\u00fcr alle m\u00f6glich erscheinen lassen. Es geht bei der Solidarit\u00e4t mit Kurdistan nicht um ein Sympathiebekenntnis mit einer Seite in einem Konflikt in der Ferne. Die kurdische Befreiungsbewegung ist Inspiration und Modell f\u00fcr die Linke weltweit. Warum? Sie steht f\u00fcr einen Weg jenseits der Wahl zwischen Pest und Cholera: zwischen einem neoliberalem Weiter-So mit Spardiktaten inkl. sog. Strukturanpassungsma\u00dfnahmen und einer autorit\u00e4ren Sehnsucht nach einem starken Nationalstaat. Wie die Zapatist@s in den 1990er Jahren, hat sie einen Leuchtturmeffekt in Zeiten grassierender Hoffnungslosigkeit. Es ist zu begr\u00fc\u00dfen, wenn sich die deutsche Linke weiter mit dieser Bewegung auseinandersetzt \u2013 wir k\u00f6nnen in Diskussionen viel voneinander lernen. Neben einem kollektiven Lernprozess, ist es aber genauso zentral bei Angriffen von Repressionsbeh\u00f6rden oder Faschist*innen und Rassist*innen in Deutschland und anderswo Schulter an Schulter mit den kurdischen Genoss*innen zu stehen. Unser gemeinsames Ziel ist eine Gesellschaft jenseits von \u201eClass\u201c, \u201eRace\u201c und \u201eGender\u201c. Der Weg dahin ist nur gemeinsam mit einem antinationalen und antistaatlichen Internationalismus zu bestreiten. Wir m\u00fcssen uns gemeinsam und intensiver mit den Ans\u00e4tzen und Realit\u00e4ten der kurdischen Befreiungsbewegung auseinandersetzen und auf diese Weise zu einem linken Universalismus finden, der auch schon oft von unseren kurdischen Genoss*innen betont wurde. Diese Solidarit\u00e4tsadresse ist daher auch als Angebot an die kurdische Freiheitsbewegung f\u00fcr ein gemeinsames Kennenlernen und eine gemeinsame Diskussion zu verstehen \u2013 auf Augenh\u00f6he und in der praktischen Auseinandersetzung. Ihr kennt das ja: Die Kritik im Handgemenge. Lassen wir den Worten auch hier Taten folgen. Lassen wir Afrin nicht alleine! Lassen wir die progressiven kurdischen Kr\u00e4fte im Exil und in Kurdistan nicht allein in ihrem Kampf! Lassen wir die Menschen in Afrin nicht im Stich!<\/p>\n

Wir rufen dazu auf, sich an den Protesten unserer kurdischen Genoss*innen in Deutschland zu beteiligen und eigene Aktionen zu planen. Solidarisiert euch mit den fortschrittlichen Kr\u00e4ften in Kurdistan.<\/p>\n

Schluss mit den dreckigen Deals mit dem AKP-Regime!<\/b><\/p>\n

Dem deutschen R\u00fcstungskapital in den R\u00fccken fallen!<\/b><\/p>\n

Weg mit dem Verbot der PKK!<\/b><\/p>\n

Es lebe die Revolution in Rojava!<\/b><\/p>\n

\u2026ums Ganze! im Februar 2018<\/b><\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

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